Deutscher StarTrek-Index  
  1.21 Die Waffenhändler  
  The Arsenal of Freedom  
 

von Yann-Patrick Schlame

 
 
 

Episodenbeschreibung

Sternzeit: 41798,2
Die Enterprise soll im Lorenz-Cluster nach dem leichten Kreuzer USS Drake suchen, der seit Kurzem vermisst wird. Riker kennt deren Captain, Paul Rice: Sie besuchten zusammen die Sternenflottenakademie. Riker erzählt, dass Rice ein risikofreudiger Captain ist, der in Gefahrsituationen aggressiv und schnell reagiert. Beispielsweise wurden bei der Abschlussprüfung der Akademie drei Lösungsmöglichkeiten geboten; Rice verwarf alle drei und entwickelte eine vierte, was ihm ein besonderes Lob einbrachte. Seither stehen den Prüflingen alle vier Lösungen zur Verfügung. Riker erläutert, dass ihm das Kommando über die Drake angeboten wurde, er aber lieber als Erster Offizier auf der Enterprise dienen wollte.
Die Drake hatte sich zuletzt in der Nähe des Planeten Minos gemeldet; aus unerklärlichen Gründen sind alle intelligenten Lebewesen vom Planeten verschwunden, die Drake sollte dem nachgehen. Data berichtet, dass die Minosianer einst ein Volk von Waffenhändlern waren. Vor allem in den Ersalope-Kriegen lieferten sie an beide Seiten immer neue und hochentwickelte Waffen.

Als man in den Orbit um Minos einschwenkt, wird das Schiff gerufen - obwohl die Sensoren nur pflanzliche Vegetation und Tiere auf der Oberfläche anzeigen, jedoch keine intelligenten Lebewesen, und auch von der Drake fehlt jede Spur. Die Nachricht scheint eine Aufzeichnung zu sein, die beim Eintreffen der Enterprise automatisch aktiviert wurde. Es meldet sich ein gut gekleideter Mann, der mit freundlichen Worten folgende Botschaft verkündet:

"Wer immer Sie sind, von wo Sie auch kommen, ich grüße Sie! Willkommen auf Minos, dem Arsenal der Freiheit. Wenn Sie irgendetwas brauchen, etwas ganz besonderes, gleichgültig, ob für ein Ziel, oder für mehrere, fragen Sie uns, wir haben es. Wir auf Minos, wo wir nach dem Motto leben: Frieden durch größere Feuerkraft. Eine gute Bewaffnung ist die beste Versicherung.
Denken Sie dran: Nicht der frühe Vogel, sondern der klügere Vogel ist es, der den Wurm fängt. Minos, das Arsenal der Freiheit. Technisch perfekte, hochentwickelte Waffensysteme. Vielseitigkeit und Flexibilität, das sind unsere besonderen Vorteile. Wir passen uns jedem Wunsch an. Also folgen Sie meinem Signal und beamen Sie zu uns runter. Vergessen Sie nicht: Wir liefern nicht nur Waffen, wir liefern komplette Waffensysteme."

Dann lässt Picard den Kanal schließen, er hat genug gesehen. Er lässt Riker ein Außenteam bilden, um die Sache näher unter die Lupe zu nehmen. Tasha schlägt vor, nur ein kleines Außenteam zu bilden, um auf eventuell noch vorhandene Waffensysteme schnell und flexibel reagieren zu können. Riker stimmt zu; zusammen mit Tasha und Data beamt er runter.

In der dichten, dschungelartigen Vegetation angekommen, erkennt Data, dass ihre Com-Verbindung zur Enterprise abgehört wird. In der Nähe des Außenteam wird eine Energiezunahme angezeigt. Kurz darauf trifft Riker auf Rice, der ihm unentwegt Fragen über Rikers Schiff stellt: Er will alles über Besatzung, Höchstgeschwindigkeit, Bewaffnung und Technik erfahren. Schnell erkennt man, dass dies nicht Rice ist. Als Riker den Fremden in Gestalt seines Freundes damit konfrontiert, verwandelt er sich in ein kleines, drei Meter über dem Boden schwebendes Gerät, welches Riker mit einem Strahl in eine Energieglocke einschließt. Tasha schießt mit ihrem Phaser auf das Gerät, und es explodiert, doch Riker ist in der Energieglocke erstarrt. Data folgert, dass das Gerät dazu gut war, Informationen zu sammeln: Zunächst hat es Rice nachgebildet, um Riker so viele Informationen wie möglich zu entlocken, und ihn anschließend konserviert, um ihn zu einem späteren Zeitpunkt einer detaillierteren Befragung zu unterziehen. Data meint, er könne die Energieglocke unschädlich machen, würde aber ein wenig Zeit dafür benötigen.
Gegen Deannas Einwand beschließt Picard, zusammen mit Dr. Crusher hinunterzubeamen, das Kommando übergibt er an Geordi. Als der Captain und Dr. Crusher beim Außenteam angekommen sind, gibt es eine weitere Energiezunahme. Kurz darauf erscheint ein zweites Flugobjekt. Auf der Flucht davor stürzen Crusher und Picard in eine unterirdische Höhle. Picard ist wohlauf, doch Beverlys Arm ist gebrochen, und sie hat offene Wunden. Da die Kommunikatoren nicht funktionieren, verarztet Picard die Doktorin rudimentär und macht ihr Mut, dass man sie bald heraufbeamen werde.
Doch hat Beverly am Bein eine recht stark blutende Wunde. Sie gibt Picard Anweisung, wie er aus einigen Wurzeln, die hier wachsen, ein Blutgerinnungsmittel gewinnen kann. Auf Picards Nachfrage erläutert sie, dass ihre Großmutter bei der Besiedlung von Arvada III zugegen war; sie überlebte eine schwere Katastrophe, der viele Siedler zum Opfer fielen, und behalf sich, nachdem die medizinischen Vorräte ausgegangen waren, mit lokalen Pflanzen und Kräutern. Das Wissen, das sie dort sammelte, gab sie später an Beverly weiter.

Tasha und Data haben indes mit dem zweiten Gerät zu kämpfen, das die Suche nach Picard und Crusher offenbar aufgegeben hat. Zu Tashas Verwunderung weicht es ihren Schüssen aus, erst als Data ebenfalls darauf feuert, kann man es zerstören. Anschließend gelingt es ihm, Riker zu befreien, der ein wenig "groggy" ist, sich aber ansonsten wohl fühlt. Da die Kommunikatoren ausgefallen sind, macht man sich zu Fuß auf die Suche nach dem Captain und Dr. Crusher. Doch bald erscheint ein dritter Flugapparat, der nicht nur dem Beschuss ausweicht, sondern auch noch über einen Deflektor verfügt. Erst als alle drei darauf schießen, explodiert das Gerät. Data stellt fest, dass diese Geräte scheinbar exakt alle 12 Minuten erscheinen und sich konstant verbessern, indem sie aus den Fehlern ihrer Vorgänger lernen. Daher dürfte das nächste Gerät eine vermutlich unüberwindbare Hürde werden...

Geordi hat währenddessen ebenfalls Probleme: Nachdem Riker von Data befreit wurde, wollte man gerade das Außenteam hochbeamen, als plötzlich ein fremdes, unsichtbares Schiff auftaucht und die Enterprise ohne Vorwarnung unter Feuer nimmt. Da man mit aktivierten Schilden nicht beamen kann, steht man vor einem Problem: Worf kann das fremde Schiff nicht schnell genug erfassen, bevor es das Feuer einstellt und an einer anderen Stelle wieder auftaucht, und der Versuch, seinen Angriff vorherzuberechnen, schlägt ebenfalls fehl.
Zudem kommt Chefingenieur Logan auf die Brücke: Als Lieutenant First Class steht er vom Rang her über Geordi, der nur Lieutenant Junior Grade ist. Daher meint er, er müsse das Kommando übernehmen, doch Geordi beansprucht dies für sich, da Picard ausdrücklich ihm das Kommando übertrug. Logan nimmt das nicht ohne Weiteres hin, doch schließlich beugt er sich Geordis Befehlen - zumindest vorerst. Geordi weist ihn an, so viel Energie wie möglich für die Schilde bereitzustellen. Doch auch Geordi gibt schließlich nach: Wie Logan es gefordert hatte, zieht er sich mit der Enterprise zurück; solange der fremde Angreifer die Enterprise bedroht, kann man die Schilde nicht senken und das Außenteam nicht heraufbeamen. Also lässt Geordi mit Warp 5 Kurs weg von Minos setzen, stoppt jedoch nach einer halben Minute. Er überträgt Logan das Kommando - über die Untertassensektion. Entgegen Logans Einwänden plant er, die Untertassensektion abzutrennen und mit der Kampfsektion zum Planeten zurückzukehren. Sollte das Schiff dabei zerstört werden, überleben zumindest all die Zivilisten in der Untertassensektion.
Während die Trennung vorbereitet wird, begibt er sich in Picards Bereitschaftsraum, wo ihn Deanna nach kurzer Zeit aufsucht. Sie meint, Geordi hätte die Krise bisher sehr gut gemeistert und sich nicht aus der Ruhe bringen lassen. Aber der Rest der Brückencrew, von der noch niemand Kampferfahrung gesammelt hat, würde noch Aufmunterung brauchen: Geordi müsste ihnen verdeutlichen, dass er ihnen voll vertraut und dass man das Problem gemeinsam meistern werde. Dann ist es so weit: Die Trennung wird durchgeführt, und Geordi begibt sich zusammen mit Worf, Lt. Solis und Fähnrich Lian T'Su auf die Kampfbrücke. Dann lässt er Kurs auf Minos setzen.

In der Höhle hat Picard indes eine Apparatur entdeckt, die er mittels Knopfdruck aktiviert. Der Mann, der bereits die automatische Nachricht gesprochen hatte, erscheint plötzlich, wird holographisch von einem Computer projiziert. Er ist ganz offenbar bemüht, den Captain von den Vorzügen des Echo Papa 607 zu überzeugen, des Waffensystems, das das Außenteam angreift und sogar in der Lage ist, Raumschiffe zu zerstören. Der aktuelle Angriff stellt eine Demonstration dar, um die beeindruckenden Fähigkeiten des Systems aufzuzeigen. Picards Aufforderung, das System abzuschalten, kann er nicht nachkommen: Einmal aktiviert, lässt sich das System nicht mehr aufhalten... Und bald wird die vierte und letzte Waffe gestartet, die die drei Personen auf der Oberfläche gleich angreifen und vernichten wird.
Das Außenteam hat indes die Höhle gefunden, und Picard warnt sie vor der Waffe, deren Ankunft Data aber bereits vorhergesehen hat. Um Picard und Crusher zu helfen, springt Data zu ihnen hinunter - immerhin 11,75 Meter -, und scannt zunächst einmal Crushers Verletzungen. Er meint, er müsste in der Lage sein, das System zu deaktivieren oder zumindest andere Ziele anzugeben, doch würde das zu lange dauern. Das stellen Riker und Tasha ebenfalls fest: Die vierte Waffe hat sich so eben materialisiert und nimmt sie unter Feuer. Sie können vorläufig in Deckung springen, aber sie haben keine Chance, das Gerät zu zerstören. Doch dann kommen Data und Picard dahinter, wie sie die Demonstration beenden können: Picard erklärt, wie begeistert er ist, und dass er das Echo Papa 607 kaufen will. Zufrieden beendet der Verkäufer das Programm und verschwindet, genau wie die vierte Waffe.

Allerdings ist der Angreifer im Orbit noch aktiv: Als die Enterprise zurückkehrt, wird sie sofort unter Feuer genommen. Geordi lässt Kurs auf die Atmosphäre des Planeten setzen. Langsam versagen die Schilde, die Hüllentemperatur steigt auf kritisches Niveau, und der Angreifer feuert munter weiter. Doch dann begeht das Objekt den entscheidenden Fehler: Es folgt der Enterprise in die Atmosphäre, und dabei verursacht es Turbulenzen, die Worf für eine Zielerfassung nutzen kann. Geordi gibt den Feuerbefehl, und das Objekt wird zerstört. Anschließend beamt man die fünf Offiziere von der Oberfläche an Bord. Die Krankenstation meldet, dass Dr. Crusher außer Gefahr ist, und Geordi will Picard das Schiff wieder übergeben. Doch verschmitzt grinsend meint Picard:
"Lt. LaForge, ich hatte Ihnen ein vollständiges Schiff übergeben. Ich möchte es von Ihnen im selben Zustand zurückerhalten. Habe ich Recht, Nr. 1?"
"Hundertprozentig, Sir!", ergänzt Riker lächelnd, und Geordi lässt Kurs zur Untertassensektion setzen.

Bewertung

Über "Die Waffenhändler" lässt sich leider nicht viel Positives sagen: Die Story ist schwach, die Inszenierung noch schwächer, und die Kernthese wird dermaßen breitgetreten, dass ein Tauber sich die Ohren zuhalten müsste, um sie nicht zu verstehen. Einzig Geordis kurzzeitiges Kommando ist interessant.

Im Detail:

  • Von der Drake ist nichts zu sehen, als man bei Minos ankommt. Wenn die Drake vom Waffensystem zerstört wurde, warum gibt es keine Trümmer, nicht den geringsten Hinweis auf ihre Zerstörung?
  • Auf dem Planeten gibt es nur eine dichte Vegetation zu sehen, die Höhle, in die Picard und Dr. Crusher stürzen, ist vollkommen zugewachsen. Ganz offensichtlich wurde die Bevölkerung des Planeten vor langer Zeit von ihrem eigenen Waffensystem ausgerottet. Wieso interessiert sich die Sternenflotte erst jetzt dafür, dass es auf Minos keine intelligenten Lebewesen mehr gibt?
  • Wie konnte das Waffensystem eine ganze Zivilisation ausrotten? Zugegebenermaßen war es von den Minosianern für genau diesen Zweck entwickelt worden, aber soll man wirklich annehmen, dass sie keinen Weg finden konnten, es zu deaktivieren? Schließlich hätten sie es nur kaufen müssen...
  • Kurz nach der Ankunft auf der Oberfläche trifft Riker auf Rice. Dem Zuschauer ist sofort klar, dass Rice sich sehr merkwürdig verhält. Trotzdem braucht Riker, der ihn angeblich gut kennt, fast eine Minute, bis Rice' Fragen ihn merkwürdig stimmen, vorher unterhält er sich mit ihm, als wäre alles in bester Ordnung.
  • Wieso beamt Picard selbst auf den Planeten? Mangels technischer Kenntnisse kann er dort kaum von Hilfe sein, setzt sich dafür aber dem Risiko aus, verletzt, gefangen oder getötet zu werden, womit die Enterprise aller drei ersten Offiziere beraubt wäre - und genau dieser Fall tritt ja auch ein. Dieses Verhalten ist nicht nur unlogisch, es stellt sogar mit großer Wahrscheinlichkeit einen Verstoß gegen Vorschriften der Sternenflotte dar: Ein Sternenflottenschiff hat einen Captain, einen Ersten Offizier als Stellvertreter, und für den Fall, dass beide ausfallen, einen Zweiten Offizier. Mit Riker und Data sind der Erste und der Zweite Offizier auf dem Planeten, daher darf Picard nicht herunterbeamen. Dass er es doch tut, ist ein Verstoß gegen jegliche Logik und dient allein dem Zweck, die sich entwickelnde Situation irgendwie zusammenzukonstruieren.
  • Als er dann die Rechnung bekommt und mit Crusher in die Höhle stürzt, ergeben sich weitere Fragen: Data gibt die Höhe später mit 11,75 Metern an (obwohl es höchstens nach fünf Metern aussieht). Crusher ist entsprechend schwer verletzt, aber Picard hat nicht mal einen Kratzer, lediglich seine Uniform ist ein wenig beschmutzt.
  • Nach einiger Zeit erzählt Beverly, dass sie zu viel Blut verlieren würde. Picard entgegnet, er hätte die Wunde an ihrem Arm verbunden, doch Beverly meint, sie hätte noch eine am Bein. Dass sie erst so spät daran denkt, mag auf ihren Schock zurückzuführen sein. Doch dass sie sich dessen so sicher ist, ist schwer nachzuvollziehen: Ihre Beine sind vollständig mit Pflanzen bedeckt, es ist kein Blut oder gar eine Wunde zu sehen. Eine offene Wunde nur dem Gefühl nach zu identifizieren, ist - das kann ich aus eigener Erfahrung sagen - gar nicht so leicht. Manche offene Wunde fühlt sich gerade mal nach einer leichten Abschürfung an, manche Schürfwunde hingegen scheint dem Gefühl nach beinahe eine schwere Schnittwunde zu sein (jeder, der schon einmal mit dem Fahrrad oder Inline-Skates etc. gestürzt ist, wird dies vermutlich bestätigen können).
  • Der Verkäufer betont mehrfach, wie hochentwickelt das Echo Papa 607 ist. Tatsächlich entwickelt es sich mit jeder Generation weiter - bloß zielen scheint es nicht zu können, denn bei jedem ersten Angriff einer neuen Waffe stehen die Ziele, also das Außenteam, in der Gegend rum und bewegen sich so gut wie gar nicht. Außerdem scheint die installierte Waffe ein starker Phaser zu sein. Trotzdem reicht ein leichtes Gebüsch als Deckung aus.
  • Als die zweite Waffe angreift, ist das Außenteam von der Enterprise bereits gewarnt worden. Trotzdem steht insbesondere Tasha nur dumm rum und bemüht sich krampfhaft, in die falsche Richtung zu gucken, damit sie anschließend von dem ach so plötzlichen und unerwarteten Angriff überrascht ist und schleunigst in Deckung springt - vielleicht hätte man bei ihrer Ausbildung zum Sicherheitsoffizier etwas mehr Wert auf das Training von Bodenkampf legen sollen...
  • Kaum weniger verwundert Data, der sich nicht aus der Ruhe bringen lässt und weiter mit seinem Phaser auf die Energieglocke schießt, welche Riker eingeschlossen hat, bis Tasha ihn um Hilfe bittet.
  • Auch beim Angriff des vierten Gerätes stehen Riker und Tasha in aller Seelenruhe herum und beraten, ob sie sich eine Deckung suchen, anstatt dies einfach zu tun, bevor die Waffe wie zu erwarten das Feuer eröffnet.
  • Während Picards Gespräch mit dem Verkäufer sieht man im Hintergrund ein taktisches Display, auf dem drei Punkte und ein Pfeil zu erkennen sind, wobei die Punkte das Außenteam symbolisieren, der Pfeil die vierte Waffe. Der Pfeil flitzt ständig über das Display, umrundet die Punkte, manövriert ohne Unterlass. Die Waffe, die man aus Rikers und Tashas Perspektive sieht, schwebt beinahe stationär, keinesfalls vollführt sie jedoch derartig wilde Manöver wie auf dem Display.
  • Lt. Logan ist etwas unentschlossen: Nach dem ersten Angriff des fremden Schiffes fordert er Geordi per Kommunikator auf, sofort den Orbit zu verlassen, da die Sicherheit des Schiffes Vorrang hat und man das Außenteam ohnehin nicht heraufbeamen kann. Als Geordi später Kurs weg vom Planeten setzen lässt, ist Logan vollkommen bestürzt und bellt Geordi förmlich an: "Sie lassen das Außenteam auf dem Planeten?!"
  • Dann wäre da noch Deanna: Während Geordi sich bemüht, eine Lösung für das Problem zu finden, wird er beständig von Logan unterbrochen und angemeckert. Anstatt einzuschreiten oder zu beschwichtigen oder wenigstens irgendetwas Konstruktives zu tun, gafft Deanna lediglich Geordi an und schaut zu, ob er dem Druck standhält. Aktiv wird sie erst, nachdem Geordi Logan in die Schranken gewiesen hat, indem sie Geordi sagt, er hätte seine Aufgabe gut gemacht - von einem Counselor hätte man vielleicht etwas mehr erwarten können.
  • Außerdem scheint sie sich ihrer Stellung nicht ganz klar zu sein: Geordi und Logan haben sich in den Haaren, weil Logan als Lieutenant gegenwärtig den höchsten Rang auf dem ganzen Schiff zu haben beansprucht. Deanna ist Lt. Commander, damit ranghöchster Offizier (siehe auch "Katastrophe auf der Enterprise"). Damit hat sie de facto Befehlsgewalt über Geordi, Logan, und zudem das Kommando über das Schiff...
  • Als Picard das System schließlich "kauft", verschwindet Waffe Nr. 4, die sich auf Riker und Tasha konzentriert hat. Die Waffe im Orbit, die die Enterprise angreift und ganz offenbar Teil des Systems ist, feuert aber weiter.
  • Die Waffen auf dem Planeten und die im Orbit sehen, soweit sich das erkennen lässt, identisch aus. Wieso sind die auf der Oberfläche nicht ebenfalls getarnt, wie es die im Orbit ist?

Um dies abschließend zusammenzufassen: Die Story quillt vor Fehlern über, das Verhalten der Charaktere ist vollkommen unglaubwürdig; man kann sich den Begriff schwachsinnig nicht verkneifen. Die ersten Minuten zielen darauf hin, ohne Rücksicht auf Verluste eine Ausgangssituation zu konstruieren, mit der dann weiter gearbeitet werden kann, doch diese Konstruktion ist dermaßen daneben, dass sämtliche Konsequenzen darunter zu leiden haben.

Wenn man dies jedoch für einen Moment ignoriert, gibt es einige wenige angenehme Aspekte zu berichten: Die Szenen zwischen Picard und Crusher in der Höhle sind interessant und aufschlussreich. Picard erkennt, dass er weniger über Beverly weiß, als er dachte; beispielsweise wusste er nichts von ihrer Pflanzenkunde oder ihrer Großmutter, von der sie diese Kenntnisse erhielt. Seine Versuche, Beverly wach zu halten und ihr soweit möglich medizinische Hilfe zukommen zu lassen, betonen seinen Charakter durchaus auf geschickte Weise: Er hat prinzipiell wenig Ahnung von Medizin und erster Hilfe, lässt sich das aber kein bisschen anmerken, tut vielmehr so, als wüsste er genau, was er macht, und dass man bald gerettet werden wird. Gewissermaßen eine Fortsetzung dieser Situation stellt die Episode "Kontakte" dar, wo die beiden wieder auf sich alleine gestellt eine Krise bewältigen müssen.

Geordis Führungsstil macht Appetit auf mehr: Einmal von der personellen Seite und dem unangenehm unsympatischen Lt. Logan abgesehen, leistet Geordi ganze Arbeit, analysiert die Lage und trifft eine Entscheidung: Es besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit, den Kampf zu verlieren. Also führt er die Trennung durch, um die Zahl der möglichen Opfer auf Sternenflottenpersonal zu minimieren und die Zivilisten an Bord keiner unnötigen Gefahr auszusetzen. Der Flug in die Atmosphäre ist geschickt, da man durch die von der Waffe ausgelösten Turbulenzen endlich eine Erfassung durchführen kann und somit in der Lage ist, einen gezielten Schuss abzugeben, der das fremde Schiff zerstört. Leider wird er eine solche Chance kaum noch einmal erhalten. Als Geordi liebevoll über einige der Einrichtungsgegenstände in Picards Bereitschaftsraum streicht, meint man, er würde eines Tages gerne Captain werden, doch schon mit der nächsten Staffel wird er Chefingenieur und gibt diese Gedanken damit scheinbar auf. Aber bekanntlich soll man niemals "nie" sagen: In VOY: "Temporale Paradoxie" ist er in einer alternativen Zukunft Captain eines Schiffes der Galaxy-Klasse.
Die Abtrennung der Untertassensektion ist leider eine der ganz wenigen, die man während der Serie zu sehen bekommt: Nach "Der Mächtige" wird die Trennung hier zum zweiten Mal durchgeführt. Später ergeben sich unzählige Gelegenheiten, wo eine Abtrennung sinnvoll wäre, jedoch lässt Picard das Manöver so gut wie nie durchführen. Allerdings nutzt Riker diese Option in "Angriffsziel Erde".

Riker erwähnt, dass ihm das Kommando über die Drake angeboten wurde, er jedoch lieber auf dem Flaggschiff dienen wollte. Während diese Entscheidung momentan noch nachvollziehbar ist, wird er mehrere weitere Kommandos ablehnen und auch in 10 Jahren noch Erster Offizier der Enterprise sein.

Sehr positiv fällt Fähnrich T'Su auf. Offenbar hat sie ihre Ausbildung gerade erst abgeschlossen und ist deshalb unerfahren. Durch Geordi aufgemuntert, leistet sie aber gute Arbeit. Gespielt wird T'Su von Julia Nickson, die in TNG leider nicht mehr auftaucht. In DS9 2.15 Das Paradiesexperiment ist sie allerdings noch einmal zu sehen. Babylon 5 Fans werden sie sicherlich auch als Catherine Sakai kennen, die gegen Ende der ersten Staffel einige Auftritte als Geliebte von Cmdr. Sinclair hat.

Und die Kernthese: Waffen sind böse, Gewalt löst keine Konflikte. Was, in ein ansprechendes Gewand gekleidet, auf wunderbare Weise den Geist der Serie hätte verkörpern können, wird stattdessen mit brutaler Plumpheit dem Zuschauer eingeprügelt. Kein weiterer Kommentar.

Zu erwähnen wäre noch der holographische Händler: Obwohl seine Ohren etwas klein geraten sind, würde er einen perfekten Ferengi abgeben: Mit beiden verfeindeten Parteien Geschäfte zu machen, zeugt von gutem Geschäftssinn und wenig Moral. Um die Ähnlichkeit zwischen Minosianern und Ferengi zu verdeutlichen, seien hier kurz zwei der Ferengi-Erwerbsregeln zitiert:
34. Krieg ist gut fürs Geschäft.
35. Frieden ist gut fürs Geschäft.

Die Kulissen wirken nicht sonderlich glaubwürdig. Wir sehen ein recht kleines, oberirdisches Areal und die Höhle, in die Picard und Dr. Crusher abstürzen. Man hat sich sichtlich Mühe gegeben, den Eindruck von Größe bzw. Tiefe zu erzeugen, doch letztlich sieht man deutlich, dass es sich um zu ambitionierte Studiokulissen handelt.

Das Niveau der Spezialeffekte schwankt; der Kampf der Enterprise gegen eine der Waffen ist spannend und auch optisch gut umgesetzt, und die Abtrennung der Untertassensektion ist natürlich ein Leckerbissen. Die Waffen, die auf der Planetenoberfläche das Außenteam angreifen, wirken hingegen nicht sonderlich realistisch und verhalten sich auch kein bisschen so wie es auf dem Display in der Höhle dargestellt wird. Für die erste Staffel okay, aber im Vergleich zu späteren Leistungen der Effektkünstler noch nicht überzeugend.

Um zum Ende zu kommen: Alles in allem bietet "Die Waffenhändler" einige interessante Szenen. Jedoch hapert es bei der Herleitung, bei den Details, der Logik, der Story, der Glaubwürdigkeit,...
[...]
... den Charakteren, den Effekten, der Spannung, der...

Das reicht gerade noch für knappe zwei Punkte.

 
 
 

Spannung

SFX

Handlung

Gesamt

 
 
 

Zusammenhänge

Das System leistete ganze Arbeit: Minosianer wird man nie wieder treffen.

Änderungen

2016-03-16: Erläuterung zu SFX, SFX-Wertung von 1 auf 3 Punkte geändert



 
 
 
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 Erstausstrahlung USA:
  11. 4. 1988

 Erstausstrahlung D:
  16. 2. 1991

 Regie:
  Les Landau

 Buch:
  Richard Manning
  Hans Beimler
  Maurice Hurley
  Robert Lewin

 Gaststars:
  Julia Nickson
  George de la Pena
  Marco Rodriguez
  Vyto Ruginis
  Vincent Schiavelli



  Zuletzt geändert:
  2016-03-16, 00:07
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